Der Technologiekonzern Siemens (gegründet als „Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske“ 1847 in Berlin) zählt mit seinen 190 internationalen Standorten weltweit zu den größten Elektrotechnik sowie Elektronik Unternehmen [1]. Das sich so ein „Telegraphen-“ & Elektronik- Konzern auf dem weltweiten Handymarkt versucht, war sicher nicht überraschend, jedoch die Entwicklung umso mehr.
1985 – Der Siemens Konzern steigt in den Mobilfunkmarkt ein
Mit dem ersten Gerät „C1“ (Die Bezeichnung kam quasi vom 1. C-Netz Gerät) konnte man noch nicht wirklich von einem „Handy“ sprechen, es war eher ein klassisches Autotelefon (C-Netz) der damaligen Zeit und mit seinen über 6.400 gr und Erfrucht gebietenden Maßen von 262 x 347 x 94 mm (H x B x T) alles andere als ein Leichtgewicht.
1994 – Fast 10 Jahre später das erste echte „Handy“
Es dauert fast 10 Jahre bis Siemens dann ihr erstes echtes Handy auf den Markt brachten. Auch diesmal mit einer einfachen und logischen Bezeichnung, das Siemens Telefon Nummer 1 oder kurz „S1“. Es war das erste hauseigene GSM Telefon. Internationale Bedeutung erlangte Siemens jedoch erst 1995 mit ihrem Modell „S3“, es war das erste Handy weltweit, das SMS empfangen und versenden konnte, ein echter Meilenstein in der Geschichte der Handys.
Weitere Meilensteine folgten …
Bereits 2 Jahre nach dem S3, brachte Siemens 1997 das weltweit erste Handy auf den Markt mit einem Farbdisplay, das „S10“ konnte 4 verschiedene Farben darstellen, bzw. man konnte diese halbwegs erkennen. Nun schien Siemens Blut geleckt zu haben und setzte dem Ganzen noch eins drauf, weitere 2 Jahre später (1999) setzte Siemens gleich 2 Meilensteine. Zum Einen das erste Handy mit grafischen Display (S25) sowie das weltweit erste Slider-Handy (SL10).
Nach den Höhenflügen konnte man nie wieder am Erfolg anknüpfen
Im neuen Millenium übernahm Siemens die gesamte Handysparte der Robert-Bosch GmbH [2] und gründete 2000 gleichzeitig die Siemens Mobile GmbH, somit wurde die Siemens Handysparte aus dem Elektronik-Konzern ausgelagert und agierte seitdem selbstständig. Es folgten einige Handymodelle, die jedoch alle nicht besonders innovativ waren und auch keine Meilensteine in der Handygeschichte darstellten. Zu diesen zählten…
Siemens Handys
A-Serie | C-Serie | M/ME-Serie | S-Serie | SL-Serie | SX-Serie |
Siemens SX1 | |||||
Siemens C25 | Siemens S25 | ||||
Siemens C35 | Siemens M35 | ||||
Siemens C45 | Siemens ME45 | Siemens S45 | Siemens SL45 | ||
Siemens SL42 | |||||
Siemens A55 | Siemens S55 | ||||
Siemens C60 | |||||
Siemens S65 | |||||
Siemens C72 | |||||
Siemens CX75 | Siemens S75 | Siemens SXG75 |
Einige Modelle waren sich sehr ähnlich oder nur eine leicht abgewandelte Version. Zum Beispiel war das ME45 vom Funktionsumfang das gleiche Geräte wie das S45, der große Unterschied: das ME45 war lediglich die „Outdoor-Version“ des S45 und somit ein wenig robuster. Das SL45 sollte dann die Businessversion der Oberklasse (SL) darstellen. Ein Zwischenmodell (das SL42) hatte fast die gleiche Hardware und unterschied sich lediglich durch die Software. Durch Updates liessen sich SL42-Handys größtenteils auf vollwertige SL45-Modelle aufrüsten.
Ab 2004 ging es stetig bergab
Seit 2004 verlor Siemens Handysparte immer mehr Marktanteile (Anteil am Weltmarkt fiel von ca. 8% auf unter 5,5%) [3] und begann sogar Verluste zu machen, obwohl Siemens bis dahin noch als fünftgrüßter Hersteller weltweit galt. Durch das simple Verschlafen von Trends und teils erheblicher Softwarefehler wurde es immer düsterer um Siemens Mobile. Wie wir heute wissen war 2004 der Anfang vom Ende für Siemens Handys.
2005 das Ende naht
Noch im Januar erklärte der Vorstand, das die Handyproduktion nicht verkauft sondern saniert werden soll [4], knapp 6 Monate später wurde der Verkauf an das in Taiwan ansässige Unternehmen BenQ verkündet. Siemens Mobile wurde umfirmiert in BenQ Mobile und war seitdem eine Tochtergesellschaft des taiwanischen Unternehmen BenQ, jedoch nicht besonders lange [5] …
Das letzte Handy unter der Marke Siemens, war das SXG75. BenQ hatte sich die Namensrechte gesichert und wollte nach dem Kauf von Siemens Mobile neue Geräte unter der Marke BenQ-Siemens verkaufen. Jedoch musste BenQ Mobile im Jahre 2006/2007 Insolvenz anmelden [6], da der Mutterkonzern BenQ die finanziellen Mittel einstellte. 2007 wurde das Unternehmen liquidiert und die Marke Siemens Handys verschwand endgültig vom Markt [7].
Quellen:
[1] http://www.siemens.de/ueberuns/geschichte/Seiten/home.aspx
[2] http://www.welt.de/print-welt/article595162/Siemens-will-Bosch-Handy-Sparte-uebernehmen.html
[3] http://www.chip.de/news/Siemens-Handy-Marktanteil-auf-Niveau-von-1999_15580021.html
[4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Pierer-will-Siemens-Handysparte-aus-den-roten-Zahlen-holen-130030.html
[5] http://www.spiegel.de/wirtschaft/teurer-abschied-siemens-verschenkt-handy-sparte-a-359395.html
[6] http://www.golem.de/0701/49683.html
[7] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kein-investor-fuer-einstiges-siemens-unternehmen-das-ende-von-benq-mobile-1.812383